-Das Geheimnis des Berliner Sanitätshauses

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Ein Sanitätshaus buchte mich anläßlich einer Feier -die Harfe sollte ich schon am Vormittag vor Ort bringen, da der Transport sonst am Abend sehr kompliziert wäre.Mir war das nicht so recht, denn so würde mein gesamter Vormittag flöten gehen…

Es war dann doch nicht so zeitaufwändig wie vermutet, denn die Harfe mußte von der Bar jeder Vernunft, wo ich zur Zeit spiele, in die Lützowstr, gebracht werden.Also keine Fernfahrt.

In der Lützowstr.bzw. um die Ecke in der Genthiner Str. befinden sich einige Möbelhäuser, Autoteile-Geschäft, Babybedarf-Großmärkte (und das Arbeitsgericht).

Eine nicht sehr attraktive Gegend also(-die Ausnahme ist das durch den Krieg nicht zerstörte Cafe Einstein).Der Parkplatz war also auch ein normaler Sanitätshaus-Kunden-Parkplatz und ich fragte mich zunächst, ob das der richtige Eingang sei.

Er war es.Mein Ansprechpartner holte mich ab und gemeinsam fuhren wir mit dem Fahrstuhl in die obere Etage, da ich in einem Zelt auf der Dachterasse spielen sollte.Durch die Ausstellung mit den ausgefallensten und schicksten Bäder für den sehr großen Geldbeutel mußten wir die Harfe mit schieben-und wie immer war ich sehr froh, daß ich eine Sackkarre für die Harfe besitze.Es gab dort sogar ein Badezimmer-Sofa und Stühle in Form von alten Badewannen und einen Badezuber mit kleinem Eimer wie zu Urgroßmutters Zeiten….

Auf dem Weg traf ich einen meiner Lieblingsfotografen:Andre Rival, der mich auch schon fotografiert hat ( er sollte für ein Magazin einige Produkte fotografieren), auf die Frage, ob er zu Premiere in die Bar jeder Vernunft käme, antwortete er: „Nein, leider nicht, ich muß Nadja Auermann fotografieren….“

Aber das war ja noch nicht alles….

Auf einmal kam ich in einen großen Saal mit einer Bühne, Bestuhlung und einem Rang. Auf der Bühne waren Techniker zugange, die das Rednerpult für Signore Alessi (ja, genau, DER Designer!)ausleuchteten.Ich staunte über die Geräumigkeit, denn vorher war ich ja durch die enge Austellung gelaufen.

Ich sah mir den Saal genauer an:

An den Wänden waren teilweise goldene Jugendstil-Ornamente angebracht und dunkelblaue alte Wandtapeten! Alte Lüster hingen von der Decke… Oben am Rang konnte ich die Sackkarre abstellen und entdeckte Stücke alten roten -immer noch weichen-Samts, die an der Brüstung angenagelt waren. Was für eine Überraschung!

Meine Neugier war geweckt und ich konnte es nicht erwarten, meinen mittlerweile wieder mit anderen Dingen beschäftigten Ansprechpartner zu treffen, der mir Auskunft geben könnte-

Auf dem Weg zur Dachterasse sah ich noch eine winzige metallene Wendeltreppe.

Der Gig verlief wunderbar, es war angenehm warm (=warme Hände zum Harfe spielen!),ich saß unter einem Zelt geschützt vor der Sonne-eine Dame hatte mich schon einmal im Felix Restaurant spielen hören und freute sich, mich wiederzusehen-man sagte mir, der Kunde sei mehr als zufrieden….

Am Ende des Abends sah ich nun den Ansprechpartner wieder und ich fragte ihn über den Saal und das Gebäude aus und bekam nur eine Antwort: „das war mal früher der Schumann-Saal.“Er schien meine Euphorie nicht so zu teilen, er hat das bestimmt schon mehr als einmal sagen müssen…

Nachdem ich die Harfe wieder zurück in die Bar jeder Vernunft gebracht hatte, googelte ich zu Hause im Internet und siehe da-ich fand im Archiv der Berliner Zeitung folgenden Artikel von Stefan Strauss, den ich hier gekürzt zitiere:

„Der vergessene Saal

Das Haus Lützowstraße 76 war Mekka für Musikliebhaber

In den prächtigen Sälen des Hauses Lützowstraße 76 fanden einst große Orchesterkonzerte und Liederabende statt. Der kleinere von beiden, der frühere Schwechte- und spätere Schumannsaal, galt zwischen 1910 und 1945 als einer der schönsten und berühmtesten Konzertsäle Berlins. Er hatte 500 Plätze und einen Rang.

. Die Scheinwerfer hängen noch über der Bühne, verstaubt und verschmutzt. Vergoldete Ornamente und blaue Stoffbahnen lassen den einstigen Prunk ahnen. Die Säle im Haus an der Lützowstraße 76 waren in ihrer Glanzzeit berühmt. Ihre Akustik begeisterte Musikliebhaber und Konzertkritiker gleichermaßen. „Das Klavier klang ausgezeichnet, der getragene Ton floss rund und voll in den Saal, und auch dem Gesang kamen die klanglichen Verhältnisse des Saales aufs Günstigste entgegen“, hieß es in einer Konzertkritik über den Schumannsaal aus den dreißiger Jahren. „Die Akustik des Bachsaales ist wundervoll“, schrieb Wilhelm Klatte, Musikprofessor der Universität Berlin. Die Deutsche Grammophon AG nutzte die Säle für Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen. Auch das UFA-Sinfonieorchester spielte dort.

Ein Aktenlager

Doch der Glanz von einst ist verblasst. Heute ist der Schumannsaal ein vergessener Saal, verborgen hinter einer unscheinbaren Fassade. Wer an dem Haus vorbeigeht, ahnt nicht, was sich hinter den schmalen Fensterreihen verbirgt. Tatsächlich wissen weder Mitarbeiter des Denkmalamtes noch des Heimatmuseums Tiergarten etwas über die Konzertsäle. „Wir haben keine Ahnung“, muss auch eine Sprecherin des Landesdenkmalamtes zugeben. Selbst Musikprofessoren und Orgelspezialisten fanden keine Hinweise auf die Säle in ihren Archiven.

In der verriegelten Toreinfahrt hängen heute noch goldglänzende Mosaikbilder. Davor stehen hohe Regale mit neuen Toilettenbecken und Wascharmaturen. Sie gehören der Sanitär- und Heizungsfirma Bergmann & Franz, die das Grundstück 1965 gekauft hat. Den Schumannsaal nutzt die Firma als Aktenlager, für Betriebsfeiern und kleine Empfänge. „Für den Schumann- saal“, sagt Prokurist Uwe Grahl, „hat sich bisher niemand interessiert.“

Geschichte eines Hauses // 1907 ließ der Komponist und und Dvorak-Schüler Robert Robitschek zwei Konzertsäle in der Lützowstraße 76 bauen. In den damaligen Blüther-Saal baute die Firma E. F. Walcker eine Konzertorgel mit 60 Registern. Robitschek war Direktor des nahe gelegenen Konservatoriums Klindworth-Scharwenka in der Genthiner Straße. Die Musikschüler und Komponisten nutzten die Säle für Proben und Konzertaufführungen Zu ihnen gehörten auch Paul Dessau und Hanns Eisler.

1923 übernahm Oskar Schwalm das Haus. Das Konservatorium litt unter der Weltwirtschaftskrise und musste Räume aufgeben.

1928 gab es drei Säle im Haus: der Feurig-Saal (330 Plätze) befand sich im Erdgeschoss, der Bachsaal (1 162 Plätze) und der Schwechte-Saal (500 Plätze) lagen darüber.

1932 wurde der Feurig-Saal geschlossen. Schwalm war verschuldet und beklagte gegenüber der Baupolizei die „trostlose Geschäftslage“. Er konnte Reparaturen im Haus nicht mehr bezahlen.

1942, nach Schwalms Tod, kaufte die Stadt Berlin das Haus für 320 000 Reichsmark. Der Schwechte-Saal wurde in Schumannsaal umbenannt. Die Stadt setzte einen Zwangsverwalter ein und vermietete die Säle auch für Konzertaufnahmen.

1945 wurde das Dach des Schumannsaales bei Bombardierungen stark beschädigt. Den Bachsaal nutzte die Möbelfirma Dahlke nach dem Krieg als Möbellager.

1949 zerstörte ein Großbrand etwa 700 Quadratmeter Lagerfläche und Möbel auf dem Gelände. Dabei wurde auch der Bachsaal zerstört.

1950 ließ das Bezirksamt Tiergarten das vom Krieg beschädigte Dach des Schumannsaales notdürftig reparieren.

1965 kaufte die Firma Bergmann & Franz das Grundstück für 630 000 Mark vom Land Berlin.“

Das war also das Geheimnis des Sanitätshauses! Die Gäste sind bestimmt früher vor oder nach den Konzerten ins Café Einstein gegangen-ich habe bildlich vor Augen, wie der Saal wohl ausgesehen haben mag und bin begeistert, an welchen Orten ich Harfe spielen darf!

6 Kommentare zu „-Das Geheimnis des Berliner Sanitätshauses

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  1. Wie eine Geschichte aus „Absurdistan“ Da werden anderswo in der Stadt für zig Millionen neue Konzertsäle gebaut, während solche Kostbarkeiten einfach an privat verkauft wurden, damit dort heute Klosetts und Waschbecken drin gestapelt werden.
    Unfassbare Ignoranz !

  2. ich bin Sänger und wohne in dieser Straße . . am liebsten würde ich in diesem Saal, diesem vergessenen Saal singen, einen Liederabend machen, das wäre wunderbar. Man müßte dafür natürlich einen Flügel dorthinein bekommen.
    Und dann diesen Raum wieder zum Klingen bringen, das wäre ein großartiger Moment. Vor einiger zeit habe ich mit einem befreundeten Dirigenten den Saal schon mal von innen gesehen. Wir waren beide sprachlos darüber, daß den Ort keiner mehr kennt.

    1. Lieber Klaus, die Idee hatte ich natürlich auch schon :-)) leider ist nichts daraus geworden, da die Geschäftsführung den Saal nicht vermieten wollte oder durfte. Ein toller Raum. Wirklich kaum zufassen, daß den keiner mehr kennt.
      Liebe Grüße!!
      Simonetta

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